Land & Leute vom 07.10.2008


Ein optisches und akustisches Juwel

Deckengemälde und Lehmwickeltechnik machen die evangelische Kirche in Balhorn einzigartig

Die Mitglieder des Fördervereins hatten eigentlich nur ein Ziel, als sie 2002 ihren Verein gründeten: Das wunderschöne, aber leider verfallende Deckengemälde der Dorfkirche in dem zu Bad Emstal gehörenden Ortsteil Balhorn zu erhalten. Doch das Engagement der Balhorner reichte für weit mehr. Die im Jahr 1488 erbaute Kirche mauserte sich über die Jahre zu einem Juwel der Gemeinde. "Mittlerweile bieten wir Kirchenführungen an, nutzen das Gotteshaus für zahlreiche Veranstaltungen wie z. B. Konzerte", sagt Pfarrer Stefan Kratzke, der die Gemeinde seit 1992 betreut und im neben der Kirche liegenden Pfarrhaus wohnt. Auch unter Brautpaaren wird der historische Bau inzwischen als Geheimtipp gehandelt.

Angenehme Atmosphäre

Mit kostenlosen Führungen - aber auch ohne - kann das beeindruckende Innere besichtigt werden. Vor verschlossener Tür müsse hier niemand stehen: Unter der Woche kann der Kirchenschlüssel nämlich einfach im Pfarrhaus abgeholt werden. Samstags und sonntags stehe der Bau offen. "Viele sind erstaunt, wie unsere Kirche von innen wirkt", berichtet Kratzke.
So hat auch das Gemeindeleben in dem sakralen Bau mit seiner sehenswerten Innenausstattung einen Raum gefunden. Hier herrsche eine heimelige Atmosphäre für feststehende Veranstaltungen wie den "Dorftag", "Tag des offenen Denkmals" oder den alljährlich am ersten Advent organisierten Balhorner Weihnachtsmarkt.

Akribie und Arbeit

"Neben den mit viel Akribie vom Förderverein aufgetriebenen Spendengeldern schaffen wir viel in Eigenregie", betont Rita Schaab, erste Vorsitzende des "Fördervereins zur Renovierung und Erhaltung der evangelischen Kirche Balhorn" - so die offizielle Bezeichnung. Dennoch wären all diese Aktionen ohne die finanzielle Unterstützung von Landeskirchenamt, Hessischer Kulturstiftung oder der Stiftung Kirchenerhaltungsfonds nicht machbar gewesen. So wurde dank der Fördergelder nach Abschluss der Restauration des Deckengemäldes nicht Halt gemacht. Es schlossen sich die Renovierung der Orgel, Erneuerung der Fenster im Chorraum und die Aufarbeitung der Kirchenbänke an. "Vor der Einweihung im Jahr 2007 gab es jeden Tag mindestens zwei Mitglieder, die in ihrer Freizeit geholfen haben. Am Wochenende waren oft zehn bis 15 Menschen tatkräftig", erinnert sich Pfarrer Kratzke.

Auffällige Akustik

Ganz besonders eignet sich das Gotteshaus nun für Konzerte. "Das hängt mit der so genannten Lehmwickeldecke zusammen, die dafür sorgt, dass der Ton direkt ohne Schall zurückgegeben wird", erklärt Kratzke.
Klassische Konzerte - beispielsweise mit Einsatz der "neuen" alten Orgel - sind fester Bestandteil des Gemeindeprogramms, ebenso Auftritte von Chören. Und der Verein sorgt für weitere Aktivitäten, denn rund 60.000 € müssen die Mitglieder noch aufbringen, um ein für die Renovierung aufgenommenes Darlehen abzuzahlen. Daher: Wer sich für den historischen Kirchenbau interessiert, findet unter www.deckenmalerei-balhorn.de weiterführende Informationen und Ansprechpartner.

Informieren gerne über das Gotteshaus und die umgebende Anlage: Rita Schaab, Vorsitzende des Fördervereins, und Pfarrer Stefan Kratzke.


Mitten im Ortskern von Balhorn liegt die aus dem Jahr 1488 stammende Dorfkirche. Der Ausschnitt des Deckengemäldes zeigt den auf einem fliegenden Teppich sitzenden, jugendlichen David, der auf einer Harfe spielt. Sein Blick geht dabei zum auferstehenden Christus.

Fotos: Landkreis Kassel
 
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