Gotteshaus und Wehrbau


der Kirchturm Die Balhorner Dorfkirche zählt durch ihre Architektur zu den bemerkenswertesten im Altkreis Wolfhagen. In zentraler Lage liegt in der Biegung der Ortsdurchfahrt der alte Balhorner Kirchhof. Hier liegt der kirchliche Mittelpunkt des Ortes mit Kirchengebäude, Pfarrhaus, Gemeindehaus und dem ehemaligen Friedhofsgelände. Was diesen Platz bemerkenswert macht im Vergleich zu den Mittelpunkten der umliegenden Dörfer, ist im äußeren Erscheinungsbild der Gesamtlage und insbesondere der Kirche begründet.

Der Hauptzugang zum Kirchhof erfolgt nach wie vor durch das mittelalterliche Torhaus des Westkirchhofs. Ursprünglich lag das Bodenniveau hier etwa einen Meter tiefer, wodurch die Verteidigungsanlage noch wehrhafter wirkte.

Der heutige Kirchenbau geht mit seinen ältesten Teilen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der Turm wurde nach einer Inschrift im Erdgeschoß spätestens im Jahr 1488 errichtet. Ursprünglich hatte er wohl eine offene Wehrplattform und insgesamt acht Zinnenöffnungen. Die heutige barocke Turmhaube entstand im Jahre 1724.

Das Kirchenschiff wurde zweimal wesentlich umgebaut, bis es seine heutige Gestalt erhalten hat. Das alte gotische Kirchenschiff wurde in den Jahren 1743 bis 1748 zunächst durch einen klassizistischen Saalbau ersetzt, wie man ihn in vielen umliegenden Kirchengemeinden noch heute antrifft. Denn das Kirchenschiff war damals baufällig und es war infolge gestiegener Einwohnerzahlen zu klein geworden.

Etwa anderthalb Jahrhunderte später, 1893 bis 1895, wurden die Seitenwände des schmalen Kirchenschiffes durchbrochen und jeweils seitliche Anbauten angefügt, wodurch der längsgerichtete Kirchenraum in der Form einer zentralen Kreuzanlage umgestaltet wurde.

Der ursprünglich neun Meter breite Kirchenraum erhielt nun eine Breite von etwa 18,5 Meter.

Die Kirche unterscheidet sich aufgrund ihrer letzten Umgestaltung von den eher schmucklosen niederhessischen Dorfkirchen und nimmt unter den evangelischen Kirchen eine Sonderstellung ein. Dies macht einen Besuch in der Balhorner evangelischen Kirche empfehlenswert. Die zentrale Lage der Kirche wird dadurch unterstrichen, dass mit dem Umfeld des Gotteshauses weitere gemeindliche Funktionen verbunden waren. das Torhaus an der Nordostecke Dies wird deutlich bei Betrachtung des Wehrkirchhofs, auf dem sich in kriegerischen Zeiten oder zum Schutz vor Raub- und Beutezügen die Dorfbevölkerung mit ihrem Hab und Gut in Sicherheit brachte.

An der Nordostecke des Kirchengrundstücks steht der steinerne Unterbau eines gotischen Torhauses, das im Mittelalter eines von drei Zugängen zum Kirchhof bildete. Ursprünglich umschloss eine hohe Sandsteinmauer den gesamten Kirchhof, heute ist sie nur noch zum Teil erhalten und im übrigen überbaut oder abgetragen. Die Wehrhaftigkeit der Anlage ist noch heute an dem Torbau ablesbar. Er springt aus dem Mauerverband hervor und ist jeweils seitlich mit Schießscharten in Schlüssellochform ausgestattet.


Die Verteidigungs-funktion des Tor-hauses wird unter-strichen durch vier Steinkugeln, die über dem gotischen Torbogen eingemauert sind, um etwaigen Angreifern die Wehrhaftigkeit des Gebäudes und damit die Sinnlosigkeit ihres Ansinnens vor Augen zu führen. Die Bedeutung des Ortsmittelpunktes wurde in der Vergangenheit zusätzlich unterstrichen, da in unmittelbarer Umgebung ein öffentlicher Brunnen und die Linde mit Gerichtstisch standen. Letztere wurden 1953 im Zuge einer Straßenverbreiterung beseitigt.


HNA-Bericht von 1996
Verfasser: Dr. V. Knöppel, Landeskirchenamt





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