Die Fenster im Chorraum


Die stilistische Angleichung des ursprünglich klassizistischen Chors an den neobarocken Kirchenraum wird auch durch die beiden halbkreisförmigen Bankreihen des Presbyteriums und die schmiedeeisernen Leuchter zwischen den Fenstern verstärkt, vor allem aber durch die drei großen Chorfenster selbst.

Die ornamental verglasten Fenster sind nach Entwürfen von Gustav Schönermark durch die Glaserei K.J. Schulz in Marburg ausgeführt und fügen sich in ihrem formalen und farblichen Aufbau vollkommen in die Innenarchitektur des Kirchenraumes ein. Mit dem Einbau der Fenster wurde der Kirchenumbau 1896 beendet.

Das mittlere Fenster ist in kräftigen Blau-, Grün- und Rottönen gehalten und stellt den an die Tür klopfenden Christus dar. Dieses Motiv geht auf ein Gemälde des englischen Malers William Holman-Hunt aus dem Jahr 1853 zurück, das sich auf das Jesuswort bezieht: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Joh. 8,12).

Hier erinnert das Motiv vor allem an den Satz aus der Offenbarung des Johannes: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir" (Offb. 3,20).

Die beiden seitlichen Fenster enthalten in umlaufenden Rahmen aus Blättern, Blüten und Bändern zartfarbene Rankenornamente (Arabesken) mit je zwei Medaillons, in denen die Evangelistensymbole dargestellt sind, die auch im Fußbodenbelag des Chors wieder erscheinen.

Auf der linken Seite sieht man im oberen Medaillon den Evangelisten Matthäus, der als geflügelter Mensch dargestellt ist, weil sein Evangelium mit der menschlichen Geburt Christi anfängt. Darunter erscheint Lukas als geflügelter Stier, weil er mit dem Priester Zacharias und dem Opferdienst beginnt.

Auf dem rechten Fenster ist zunächst Johannes als Adler dargestellt, da aus ihm der göttliche Geist am mächtigsten spricht und er sich in die höchsten geistigen Regionen erhebt. Im unteren Medaillon schließlich erscheint Markus als geflügelter Löwe, weil er mit der Predigt des Johannes in der Wüste anfängt.

Diese vier Symbole gehen in dieser Zuordnung auf den Kirchenvater Hieronymus (4. Jahrhundert) zurück.

Die drei Glasbilder sind insgesamt aus über 3000 einzelnen Teilstücken hergestellt, die durch Bleiruten untereinander und durch Eisenstege mit dem Fenstergewände verbunden sind. Jedes der Fenster ist 1,05 Meter breit und 3,60 Meter hoch.

In den Seitenflügeln des Kirchenbereiches befinden sich an jeder Seite vier kleinere Fenster mit gelbblauen und rotgrünen Mosaikverzierungen. Sie sind 1,40 m breit und 2,20 m hoch und stammen auch aus der Zeit der Kirchenneugestaltung in den Jahren 1894 - 1895.










Quelle:
"Balhorner Kirchen", Kapitel 1, Nr.: 1.3.4, Die Kirchenschifferweiterung, Seite 37,
Verfasser: Günter Ludwig und Pfarrer Helmut Umbach, 1988.


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