Emporen und Orgel


Jede der drei Emporen wird von einem gedrungenen Mittelpfeiler mit angedeutetem Würfelkapitell getragen, auf dem ein Mauerunterzug mit breit schwingenden Segmentbögen ruht. Die Ecken und Kanten aller Bauteile sind stark abgerundet. Die Segmentbögen zeigen in der Untersicht einen eingetieften Fries, auf den Pfeilern und Keilsteinen sind stark hervortretende Dekorationselemente angebracht.

Pfeilerfigur Pfeilerfigur Die auffallend wuchtige Wirkung dieser Steinmetz-arbeiten resultiert aus einer ungewöhnlich großzügigen Dimensionierung der einzelnen Teile und aus der zusätzlichen Bekrönung aller Pfeiler durch mächtige Engelsköpfe, die "in prallen Formen" hervortreten und als Kragsteine weit unter die Brüstung der dreiseitigen Empore greifen.

Die Emporenbrüstung, deren voluminöser Aufbau ebenfalls auffällt, trägt mit ihrem einfarbig dunklen Holzton wesentlich zum Gesamteindruck des Raumes bei.

Im unteren Teil setzt sie sich aus verschiedenen vorkragenden Friesen zusammen, darüber wiederholen sich in regelmäßigen Abständen kleine quadratische Felder, zwischen denen eng aneinandergereiht niedrige, gestauchte Doppelbaluster stehen; mit einem Perlschnur-Fries und einem kannelierten Umlauf schließt die Brüstung nach oben ab.

In der Mitte der seitlichen Emporen steht jeweils über dem unteren Pfeiler eine Karyatide, d.h. eine weibliche Pfeilerfigur, die den Sturz des seitlichen Kirchen-schiffdurchbruchs trägt.

Die beiden Frauenfiguren stellen "Caritas" (ein Kind in den Händen tragend = Nächstenliebe) und "Fiducia" (ein Kreuz in den Händen tragend = Glaube) dar. Beim Anschluss des Sturzes an die erhaltenen Bauteile des alten Schiffes ragen noch einmal geflügelte Engelsköpfe als Kragsteine in den Emporenraum.

die Orgel Am anderen Ende des Kirchenschiffs erhebt sich über der weit vorspringenden Westempore die dreifach gegliederte Orgel, die durch ihren monochromen Holzton und ihre zurückhaltende Dimensionierung vergleichsweise schlicht wirkt.

Der Entwurf zu dem Instrument stammt wiederum von dem Architekten Schönermark; gebaut wurde sie von den Firmen Euler in Gottsbüren (Pfeifen und Werk) und Grede in Kassel (Rahmen und Prospekt). In der Mitte des farblosen Holzprospekts steigt über dem zweimanualigen Spieltisch, der durch eine Flügeltür geschlossen werden kann, ein nach außen vorspringender, halbrunder Mittelturm auf, dessen helmartige Bekrönung ein strahlenbekränztes Sonnengesicht trägt.

Rechts und links davon erhebt sich jeweils über einem Kassettenfeld mit geschnitzten Blüten ein Seitenturm, der in der Mitte durch eine Balustersäule mit Akanthusfuß und -kapitell untergliedert ist. In den offenen Zwischenräumen sind die Prinzipalpfeifen des Werkes, das insgesamt 945 klingende Pfeifen besitzt, untergebracht.

Die seitlichen Prospektöffnungen werden jeweils von einem Segmentbogen überfangen, über dem sich ein volutengerahmtes Ochsenauge befindet.

Unter dem oberen Hauptgesims erscheinen noch einmal vier geflügelte Engelsköpfe mit Fruchtgehängen, die an die Kragsteine der Empore und der Seitenschiffe erinnern.

Den architektonischen Abschluß der Orgel bildet rechts und links je ein Ädikulaaufsatz, der durch Voluten eingefaßt ist und im Mittelteil ein Holzrelief mit Instrumenten zeigt.

Empore und Orgel
Ein Teil der Empore mit der Orgel



Dieses Foto zeigt die Orgel und Empore nach der Restaurierung im Mai 2008


Quelle:
"Balhorner Kirchen, Die Kirchenschifferweiterung Kapitel 1, Nr. 1.3.4 Seite 35 und 38,
Verfasser: Günter Ludwig und Pfarrer Helmut Umbach, 1988"


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